Brändle-Park

Das Unfallkrankenhaus Bregenz – das Böckle

Text: Thomas Klagian, Archiv der Landeshauptstadt Bregenz

Während des Zweiten Weltkrieges war im Sanatorium Mehrerau ein Lazarett untergebracht, das nach Kriegsende von Dr. Rudolf Böckle als Unfallabteilung mit 20 Betten weitergeführt wurde. Als das Sanatorium die Betten selbst benötigte, wurde der Bau eines eigenen Unfallkrankenhauses ins Auge gefaßt.

Die ärztliche Säule dieses Plans war Dr. Rudolf Böckle, Neffe und Schüler von Prof. Dr. Lorenz Böhler, der als einer der wichtigsten Pioniere der modernen Unfallchirurgie gilt. Prof. Böhler hat in Österreich die Unfallchirurgie als eigenständige Disziplin etabliert. Die finanziellen Mittel für den geplanten Spitalsbau gab im Zeichen der Privatinitiative der Schwiegervater Dr. Böckles, der Landwirt Engelbert Brändle, der zudem mit seiner Gattin Maria für dieses Unternehmen bürgte.

Mit der Planung des Unfallkrankenhauses wurde Baurat Willibald Braun beauftragt, der im Spitalbau einschlägige Erfahrung vorweisen konnte: Lungenheilstätte Gaißbühel, Pflegeanstalt für Unheilbare in Oberlochau, Sanatorium der Barmherzigen Schwestern in Zams. Entsprechend der Verbauung in der Josef Huterstraße plante Braun ein zweigeschossiges Gebäude. Baubeginn war im März 1949.

Am 21. September 1949 schlossen die Allgemeine Unfallversicherungsanstalt und Dr. Rudolf Böckle einen Vertrag über die Finanzierung des sich schon in Bau befindlichen Unfallkrankenhauses.

Am 1. August 1950 wurde das Unfallkrankenhaus Bregenz in Betrieb genommen. Noch war nicht alles fertig. Es gab noch keine Küche – das Essen mußte angeliefert werden -, der Keller war noch nicht ausgebaut, vorerst standen lediglich 20 Betten zur Verfügung. Das Ärzteteam bestand aus Primar Dr. Rudolf Böckle und Dr. Robert Hämmerle.

Am 23. April 1951 konnte das Unfallkrankenhaus Bregenz eingeweiht und endgültig seiner Bestimmung übergeben werden. Für die Patienten standen nun zur Verfügung vier Einbett-, drei Zweibett-, ein Vierbettzimmer und zwei Säle, insgesamt 35 Betten.

Im Jahr 1953 wurde das Unfallkrankenhaus nach Süden hin vergrößert und auf 70 Betten erweitert.

Am 23. September 1963 starb überraschend Primar Dr. Rudolf Böckle. Die ärztliche Leitung übernahm Dr. Robert Hämmerle. Es war unter anderem auch dem großen persönlichen Einsatz von Frau Isolde Böckle, der Witwe des verstorbenen Gründers, zu verdanken, daß das Unfallkrankenhaus weiterbestehen konnte.

Im Jahr 1968 wurde das Unfallkrankenhaus durch einen Anbau erweitert. Den Patienten standen ab Herbst 86 Betten in Zwei- und Vierbettzimmern zur Verfügung.

Im Jahr 1972 wurden eingerichtet: ein großer Operationssaal – damals der größte des Landes – und ein kleiner Operationssaal für die Versorgung von Leichtverletzten. In diesem Jahr wurden 8.000 Frischverletzte in das Unfallkrankenhaus eingeliefert, davon mußten 2.711 stationär in insgesamt rund 35.000 Pflegetagen behandelt werden.

Im Jahr 1975 feierte das Unfallkrankenhaus Bregenz sein 25-Jahr-Jubiläum.

Die Finanzierung war klar geregelt: Den Abgang teilten sich nach dem Vorarlberger Spitalsbeitragsgesetz zu je 40 Prozent das Land Vorarlberg und die Landeshauptstadt Bregenz und zu 20 Prozent der Rechtsträger. Doch die Abgänge waren vergleichsweise niedrig: 1973 war ein Abgang in der Höhe von 1,82 Millionen Schilling zu verzeichnen, 1974 von etwa 2,5 Millionen. 1975 betrug der Personalstand 67 Bedienstete, davon 17 im Pflegedienst.

Im Jahr 1978 ging die Spitalsführung von Dr. Robert Hämmerle an den 1942 geborenen Dr. Peter Böckle, den Sohn des Gründers.

Im Jahr 1991 übernahm das Land Vorarlberg über die Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft das Unfallkrankenhaus Bregenz. Das Böckle – so bezeichnete man das Haus in Bregenz seit jeher – wurde nach Eingliederung des Bregenzer Stadtspitals in den Verband der Landeskrankenhäuser 1992 als Unfallchirurgische Abteilung des Landeskrankenhauses Bregenz organisatorisch integriert.

Am 14. April 2005 übersiedelte das Böckle – mit Mann und Maus, mit der gesamten Belegschaft und den Patienten – in seine neue Heimat, ins Landeskrankenhaus Bregenz in der Carl Pedenzstraße. Die Ambulanz der Unfallchirurgie wurde im neuen Osttrakt untergebracht, die Station mit 36 Betten in der ehemaligen Kinderstation im Hauptgebäude.

Mit 31. Dezember 2007 trat der langjährige Primar der Unfallchirurgie Dr. Peter Böckle in den Ruhestand.

Im März/April 2009 wurde das Böckle abgerissen. Das Böckle stand auf geschichtsträchtigem Boden. Bevor 1949 die Bagger kamen, gruben Archäologen des Landesmuseums nach römischen Überresten. Und nun ist auch das Böckle Geschichte. Nach ihm zu graben wäre zwecklos.
 

  • Willi BRAUN: Das Unfallkrankenhaus Bregenz, in: Bregenz baut auf, Bregenz 1951, Seite 32f.
  • 25 Jahre Unfallkrankenhaus Bregenz, Festschrift, hrsg. vom Unfallkrankenhaus Bregenz, für den Inhalt verantwortlich: Dr. Peter BÖCKLE, Gesamtgestaltung und Text: Willy HILLEK, Bregenz 1975.

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