Das Bregenzer Rathaus (Foto um 1870) war von 1861 bis 1896 Versammlungsort des Vorarlberger Landtages. © Stadtarchiv Bregenz
Bregenzer Rathaus (1870) © Stadtarchiv Bregenz

100 Jahre Landeshauptstadt und Abschluss der Quartiersentwicklung

Von den Vorarlberger Landständen bis zum 30. Juli 1923 – Als Römerstadt „Brigantium“ gibt es Bregenz schon seit gut 2.000 Jahren. Die siedlungsgeschicht­lichen Wurzeln des Gemeinwesens reichen sogar noch viele weitere Jahrhunderte in die keltische Zeit zurück. Landeshauptstadt ist Bregenz hingegen erst seit 100 Jahren, exakt seit dem 30. Juli 1923. Das ist aber alles andere als selbstverständlich.

Ursprünglich fanden die Versammlungen der mittelalterlichen Landstände – Vorläufer der heutigen Landtage – nicht in Bregenz, sondern in Feldkirch statt. Ab 1573 und vor allem nach dem Dreißig­jährigen Krieg (1618 – 1648) wechselten sich beide Städte ab, und Bregenz konnte sich zumindest als zweiter Tagungsort etablieren.

Im 18. Jahrhundert wurde dann das Habsburgerreich unter Maria Theresia umstrukturiert. Es kam zu Reformen und zur Vereinheitlichung der staatlichen Verwaltung, wovon Bregenz profitierte. Aus der Vogtei Bregenz wurde zunächst ein Direktorium und Oberamt, dann eine Landvogtei und 1786 schließlich ein Kreis­amt, dem Feldkirch untergeordnet war. Damit war Bregenz politischer Mittelpunkt und Ver­waltungs­zentrum von Vorarlberg.

1861 erhielt Vorarlberg einen eigenen Landtag. Die Landesordnung bestimmte Bregenz zum Versammlungsort des Landtags. Trotzdem gab es noch kein eigenes Landhaus. Bis 1896 – also 35 Jahre lang – wurde im Rathaus getagt, danach im Postge­bäude in der Seestraße. Als dauerhafte Lösung bot die Stadt dem Land 1901 um 130.000 Kronen das Gebäude Kirchstraße Nr. 28 an (heute Landesarchiv). Fast zeitgleich machte auch Feldkirch einen letzten Anlauf und ein sensationelles Angebot. Man stellte für den Bau eines Landhauses das Grundstück und eine Bausumme von 250.000 Kronen zur Verfügung. Eine Abstimmung des Land­tages darüber fiel dennoch knapp für Bregenz aus. Man tagte weiterhin im Postgebäude, ab 1914 im Hotel „Öster­reichischer Hof“ (1972 abgetragen, heute Kunsthaus), ab 1919 im Hotel „Montfort“ (1981 abgetragen, heute Hypo-Bank) und ab März 1923 in einem Hotel-Anbau (heute „Alter Landtagssaal“).

Noch im selben Jahr war es dann auch formell endlich so weit. In der am 30. Juli 1923 verabschie­deten Landesverfassung heißt es im Artikel 4, Absatz 1: „Landeshauptstadt und ordentlicher Sitz des Landtages und der Landesregierung ist Bregenz.“

Nachtrag: Während der NS-Zeit wurde die Landesregierung 1940 in den Gau Tirol-Vorarlberg nach Innsbruck verlegt. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste die Landesverwaltung neu aufgebaut werden. Zunächst waren die Ämter und Behörden auf 12 Gebäude in Bregenz verteilt. Im März 1970 beschloss die Landesregierung schließlich den Neubau eines Landhauses in der Römerstraße. Dieser wurde 1981 seiner Bestimmung übergeben.
 

Bauetappe III der Quartiersentwicklung Leutbühel

Seit 2018/19 wird in Bregenz in enger Partnerschaft der Stadt mit Bewohner:innen, Geschäfts­treibenden und anderen Interessengruppen das Quartier rund um den Leutbühel ent­wickelt. Zu­nächst wurden die Römerstraße und die Kirchstraße um 1,8 Millionen Euro von Grund auf neu gestaltet. 2021/22 folgten dann mit einem Aufwand von 2,4 Millionen Euro der Leutbühel selbst, die Maurachgasse, das Apothekergässele und die Deuringstraße. Außerdem wurden als rechtliches und verkehrs­organisatorisches Konzept mit Wirkung vom 1. Juli 2022 weite Teile der Innenstadt zur Fußgänger- bzw. Begegnungszone erklärt.

Im September 2022 startete schließlich der dritte und letzte Neugestaltungsabschnitt, der nun­mehr fertiggestellt werden konnte. Er betrifft die insgesamt rund 5.000 m2 große Fläche in der unteren und oberen Rathausstraße bis zum Leutbühel, in der Anton-Schneiderstraße von der Seekapelle bis zur Nationalbank und in der Bergmannstraße bis zur Belruptstraße.

Vor dem Rathaus wurde der üblicherweise verwendete gelbe Farbasphalt durch Bodenplatten aus Naturstein unterbrochen. Sie akzentuieren einen Platz, in dem sich das Rathaus „widerspie­gelt“. Auch zwei Bäume wurden gepflanzt. Ebenso wurde der untere Teil der Straße vor dem Vor­arlberg Museum durch eine gelbe Oberfläche und eine Baumreihe neu gestaltet.

In der Anton-Schneider-Straße hat man mit farbigem Asphalt, Kleinsteinpflaster und Granitplatten gleich drei unterschiedliche Straßenbeläge verlegt. Abgerundet wird dort das Bild durch eine Platzbildung mit Brunnen vor der Nationalbank und ebenfalls durch einen Baum.

In der Bergmannstraße, die verkehrstechnisch eine Begegnungszone ist, blieben die Zu- und Abfahrten für Autos mit der dafür erforderlichen Fahrbahn­breite erhalten. Die Parkplätze hingegen sind mit Ausnahme von Stellflächen für Fahrräder, Fahr­zeuge von Behinderten und Mopeds weg-gefallen. Stattdessen wird es auch hier eine Baumreihe geben, die aus klimatischen Gründen erst im Herbst gesetzt werden kann.

Wie bei den vorange­gangenen beiden Etappen ging es auch beim Bauabschnitt III nicht nur um die augenscheinlichen optischen Veränderungen an der Oberfläche, sondern ebenso um die notwendige unterirdische Leitungsinfrastruktur für die Wasser- und Energieversorgung. Für die dritte und letzte Etappe wurden 4,2 Millionen Euro investiert.

Bürgermeister Michael Ritsch: „In Bregenz spielt sich seit einiger Zeit dasselbe ab wie in vielen anderen europäischen Städten. Die Politik forciert weitgehend vom Verkehr befreite Kernzonen, um den Menschen diese zentralen Straßenzüge und Plätze wieder zurückzugeben und dort attraktive Orte der Begegnung zu schaffen. Mit der vorarlbergweit größten Fußgängerzone seit 1. Juli 2022 haben wir einen Riesenschritt auf Neuland gesetzt. Ich bin überzeugt davon, dass er sich bewähren wird. Und es freut mich sehr, dass wir mit der Fertigstellung der dritten und letzten Etappe der Quartiersentwicklung Leutbühel recht­zeitig vor dem Sommer die Neugestaltung unserer Innenstadt abgeschlossen haben.“

Stadtrat Robert Pockenauer: „Innenstädte ohne motorisiertem Individualverkehr entsprechen europaweit dem Trend. Überall, wo man die Bewohner:innen und Gäste danach befragt, wünschen sich die Menschen ruhige, attraktive Flächen mit entsprechender Aufenthaltsqualität. Nach vielen Gesprächen, intensiven Planungen und einer ehrgeizigen Umsetzung seit vergangenem Herbst haben wir jetzt den noch fehlenden ‚Lücken­schluss‘ in der Quartiersentwicklung Leutbühel erfolgreich geschafft. Dabei haben wir neben den vielen Quadratmetern an neu gestalteter Ober­fläche auch die Leitungsinfrastruktur tief im Boden modernisiert, ohne die es unser gewohnt bequemes Leben nicht gäbe.“

100 Jahre Landeshauptstadt im Überblick
 

Offizielle Eröffnung am 1. Juli 2023

Das 100-Jahr-Jubiläum als Landeshauptstadt und die Fertigstellung der Quartierentwicklung Leutbühel wurden am 1. Juli gebührend in der Innenstadt gefeiert. Hier ein kleiner Einblick in den Tag bzw. Abend.

zurück zur Übersicht